berlinkolorit
Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft …
Es mag nicht nur an der Luft liegen, dass Berlin Künstler aus aller Welt wie ein Magnet anzieht. Heute scheint Berlin zu boomen wie in den 1920er Jahren.
Die Mehrzahl der heute dort verwurzelten Künstler strömte nach dem Mauerfall in die neue Hauptstadt, die wie aus einem langanhaltenden Dornröschenschlaf wiederzuerwachen schien. Künstler(innen) haben diese Stadt im Werden in eine kreative und unkonventionelle Metropole und zu einem international beachteten Kunstzentrum verwandelt.
Da nicht jeder einen Koffer in Berlin haben kann, haben sich vier von ihnen auf den Weg nach Hamburg gemacht, um ihre Arbeit zu präsentieren. Den Berliner Malern ist gemeinsam, dass sie alle ein Kolorit von ungewöhnlichen Farbzusammenstellungen und Farbtönen verwenden. Die verschiedenen Töne dieses Berliner Kolorits werden nun erstmalig in Hamburg zu sehen sein.
Jakob Roepke
“ Seit 1996 arbeitet Jakob Roepke an seiner Serie kleinformatiger Bildtafeln, von denen seitdem fast 1300 entstanden sind. Die Tafeln sind in grösseren Gruppen zusammengestellt, und wirken und erklären sich dadurch aus Kontext und Variation. Jakob Roepkes Bildtafeln verstehen sich somit als Teil eines Rhizoms oder Netzwerks von Bildern.
Die akribisch mit Gouache, Tusche und Papier gefertigten Tafeln zeigen wiederkehrende und variierende Motive, Situationen und Themen, oft versehen mit enigmatisch anmutenden Attributen und Symbolen. Jakob Roepkes, an Max Ernst und Hieronymus Bosch erinnernden Darstellungen absurder und traumhafter Situationen eröffnen Assoziationsfelder und Deutungsmöglichkeiten im Sinne von Sprichwörtern, Psychogrammen und Darstellungen von sozialer Interaktion, damit sind die Bilder auch Darstellungen von möglichen inneren Einstellungen, „attitudes“ , zur Welt. Wie in Brueghels Gemälden holländischer Sprichwörter oder in Goyas Caprichos zeigen sie uns die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des menschlichen Daseins. “ Merle Eisenberg, 2013
Catherine Bourdon
In der Rolle des Zeitzeugen dokumentiert Catherine Bourdon ihren Alltag und verarbeitet die Bilder- und Informationsflut, die uns umgibt. Ihre Themen sind keine narrative Konstruktion und bleiben banal – Urlaubsfotos, Schnappschüsse oder aus dem klassischem Repertoire der Kunstgeschichte entnommen. Das Sujet ist der Anlass für die Farbe. Die Materie wird zum Sujet.
Da sie ihre Farben und Bindemittel selber herstellt, spielt der Entstehungsprozess eine zentrale Rolle, der auch sichtbar bleiben soll und mit dem Sujet um den Vorrang ringt. Farbmasse geschmiert, getropft, dick, dünn, glänzend oder matt aufgetragen. Der spontane Gestus des Action-Painter steht gleichgestellt neben einer manieristisch gemalten Figur und dem Benutzen von Sprayer-Schablonen. Leinwand und Sujet sind die Spielwiese für neue Experimente und Spieltrieb innerhalb ihrer Recherche.
Thomas Brüggemann
In einer Art ‚Selbst-Versuch’ oder ‚abstraktem Tagebuch’ untersucht Thomas Brüggemann die Frage: Wie funktioniert der kreative Prozess im Gehirn und welche Rolle spielt dabei die Erinnerung? In welchem Verhältnis steht das schon Gesehene zum Ungesehenen, dem Neuen? Was ist Malerei?
Bei jedem Bild versucht er so leer, offen und unfokussiert wie möglich zu sein – um dann mit der ersten Linie, der ersten Form oder Farbe den kreativen Prozess in Gang zu setzen. In jeder Arbeit sucht er eine eigene Bild-Logik, um sie dann so spielerisch wie möglich voran zu treiben. Nach der ersten, möglichst spontanen Handlung, kann sich dieser Prozess von Aktion und Reflektion über Monate fortsetzen. Das jeweilige Motiv entwickelt sich aus dem Dialog mit dem Bild.
Thomas Brüggemann arbeitet mit Öl- Farben auf Papier, häufig auf einem Din A4 Format. So entstehen kleinere und größere Bilder-Gruppen. Die einzelnen Bilder sind autonom, haben aber gleichzeitig einen starken Bezug zu einander.
Diese Beziehung der Bilder untereinander ist ein wichtiger Aspekt seiner Malerei. Die Bilder kommentieren, widersprechen oder bestätigen sich und bilden so ein komplexes Geflecht aus Erinnerung und Innovation.
Silke Bartsch
Die Bilder von Silke Bartsch sind abstrakte Architekturgebilde. Ausgangspunkt ihrer Inspiration sind aber meist konkrete räumliche Situationen wie eine Waldhütte, ein Zelt oder ein Käfig. Diese entwickelt sie zu Orten und Nicht-Orten, die ineinander greifen und neue Assoziationsräume entstehen lassen.
Auf diese Weise spielt die Künstlerin mit den Grenzen zwischen dem Gegenständlichen und dem Konstruktivischen. Die verwendeten, geometrischen Farbflächen gleichen visuell gemalten Scherenschnitten, Schablonen bzw. Collagen und verlieren sich in ihrer Komposition in dreidimensionaler Tiefe und abstrakten Motiven.
berlinkolorit
Vernissage: 30. September 18 – 21 Uhr
Ausstellung: 1. – 15. Oktober 2016